Chronik - Geschichte

Aus der Chronik des Gusenmarktes

Wo heute Gallneukirchen liegt, breitete sich vor Millionen von Jahren ein Meer aus, das bis in die Fjordzunge des Tales der Großen Gusen reichte. An den Uferhängen des Gallneukirchner Beckens siedelten Menschen, Flach- und Steinbeilfunde und Grabhügel aus der Urnenfeldzeit markieren ihren Lebensraum.
Die Entstehungsgeschichte der Siedlung ist eng mit dem Bistum von Passau und dem Schloß Riedegg verbunden, auch wenn sich der Markt in seiner mehr als tausendjährigen Geschichte abgerückt vom Schloß entwickelt hat.
Das genaue Datum der Markterhebung ist nicht bekannt, aber bereits im 9. Jahrhundert bestand eine Pfarre, die sich vermutlich von der Mutterpfarre Linz losgelöst hatte. Der Ortsname weist in die Zeit der Christianisierung zurück und erinnert an den aus Irland stammenden Missionar Gallus, der im Jahr 610 nach Deutschland kam, vermutlich 613 ein Kloster in dem heutigen St. Gallen in der Schweiz gründete und dessen Einfluss nach seinem Tod im Jahr 650 weithin ausstrahlte.
Urkundlich wird Gallneukirchen erstmals im Jahr 1125 anlässlich der Übergabe der Kirche zu Chazilinesdorf (heute Katsdorf) an das Kloster St. Florian erwähnt. Im Jahr 1272 wird der Bischof von Passau als Inhaber der vermutlich recht ertragreichen Pfarre Gallneukirchen erwähnt, die damals bereits den heutigen Namen führte. Passau bildete durch lange Zeit das Zentrum für Gallneukirchen, von diesem Bistum kamen die Pfarrer – und die Richter.
Stammsitz der weltlichen Macht für Gallneukirchen war über Jahrhunderte das Schloß Riedegg, das als Burg für Gottschalk von Haunsperg im Jahr 1145 errichtet wurde. Im Jahr 1211 fiel Riedegg an das Bistum Passau, das bis zum Jahr 1411 die Lehenshoheit ausübte. Im Jahr 1441 verkaufte der Bischof von Passau die Pfandherrschaft mit der Burg und dem dazugehörenden Markt Gallneukirchen um 5000 Pfund Wiener Pfennige an die Gebrüder Kaspar und Georg von Starhemberg. Die Starhemberger ließen 1529 die Burg durch kriegserfahrene Türken umbauen, und 1609 errichtete Reichard von Starhemberg das neue Schloss mit der heute noch vorhandenen Reitstiege. Fürst Rüdiger von Starhemberg verkaufte später das Schloss an einen Engländer, von dem es 1936 die Marianhiller Missionare erwarben.
Den geistlichen Gegenpol zum Schloss Riedegg bildet die Pfarrkirche von Gallneukirchen, die in ihrer heutigen Größe und gotischen Bauform in der Mitte des 15.Jahrhunderts entstand. Die Galluskirche ist geprägt durch die Harmonie des gotischen Innenraumes mit seinem Netzrippengewölbe und der barocken Ausstattung.
In der Marktgeschichte sollte die Religion stets eine große Rolle spielen. Im 16. Jahrhundert wurde Gallneukirchen protestantisch. Unter Rüdiger von Starhemberg wurde 1562 offiziell die evangelische Lehre eingeführt, und bis zum Jahr 1625 blieb Gallneukirchen lutherisch. Wenn Gallneukirchen heute ein starker Stützpunkt der evangelischen Kirche ist, so geht dies freilich nicht sosehr auf die Reformationszeit zurück, sondern auf den katholischen Seelsorger Martin Boos (1762 – 1825). Er wirkte zwischen 1806 und 1816 in Gallneukirchen und wurde zum Begründer einer religiösen Bewegung, die tief in die Laienkreise und den Klerus eindrang. Er versuchte eine Annäherung der katholischen und protestantischen Lehren, wurde aber als Ketzer und Unruhestifter angefeindet. Als er Österreich verlassen musste, ließ er eine große Gemeinde von Anhängern seiner Religionsauffassung zurück. Das Protestantenpatent des Jahres 1861 gab schließlich den zu Protestanten gewordenen Boosianern die volle Religionsfreiheit. Noch im selben Jahr gründeten sie eine evangelische Schule, bald darauf ein Waisenhaus. Der erste evangelische Seelsorger nach der Gegenreformation, Ludwig Schwarz, kam 1871 nach Gallneukirchen und erwarb 1872 das einstige Starhembergsche Pflegegericht. Dort wurden später das erste Diakonissenheim Österreichs und ein Heim für Alte und Hilfsbedürftige eingerichtet, aus denen sich das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen entwickelte. Die evangelische Christuskirche wurde 1905 gebaut.

Stadt erleben - Land genießen

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges hat Gallneukirchen einen enormen Aufschwung genommen, verbunden mit einer rasanten baulichen und kommunalen Entwicklung. Dennoch hat sich Gallneukirchen seine Eigenart und Besonderheit bewahrt. Mit einem Gemeindegebiet von 519 ha ist die Stadtgemeinde flächenmäßig die kleinste Gemeinde des Bezirkes Urfahr-Umgebung. Die zentrale Lage, die hohe Lebensqualität und die ausgewogene Infrastruktur machen Gallneukirchen zum bevorzugten Wohngebiet. Der Gusenmarkt hat er sich aber auch zum wirtschaftlichen Zentrum der ganzen Region entwickelt.
Die Entwicklung maßvoll fortzusetzen - und dabei die Lebensqualität der Bewohner:innen besonders im Auge zu behalten, ist das erklärte Ziel der Gemeindepolitik. 

Stadterhebung

Mit Beschluss der OÖ. Landesregierung vom 5. März 2001 - LGBL Nr.18/2001 wurde Gallneukirchen zur Stadt erhoben.